Und was das mit Lean-Management, Kommunalpolitik und unserer Demokratie zu tun hat.
In Medienhäusern ist Redaktionsarbeit der Kern der Wertschöpfung. Hier entsteht das, wofür Leserinnen und Leser bezahlen und worin die demokratische Bedeutung der Presse liegt: die kritische Beobachtung von Politik, Verwaltung und Gesellschaft.
Doch durch den wirtschaftlichen Druck der letzten Jahre wird genau hier gespart. Redaktionen werden verkleinert, Inhalte standardisiert, wertschöpfende journalistische Arbeit abgebaut. Die Lösung, die ich immer wieder aufzeige, heißt Lean-Management. Richtig verstanden bedeutet Lean nicht „Personalabbau“, sondern die konsequente Reduzierung von nicht-wertschöpfenden Tätigkeiten. Das schafft Freiräume, die wiederum in die Redaktionen und in echten Journalismus investiert werden können. Gerade im Kommunalwahlkampf zeigt sich, wie wichtig lokaler Journalismus für unsere Gesellschaft ist. Hier wird entschieden, wie wir als Stadt zusammenleben – und dafür braucht es eine kritische und unabhängige Presse.
Was die Stadt Krefeld anders macht
Während die Redaktionen schrumpfen, baut die Stadt Krefeld ihre eigenen Kommunikationsapparate aus. 10 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten allein in der städtischen Presse- und Kommunikationsabteilung.
Aus Sicht der Kommune sind das keine wertschöpfenden Tätigkeiten im betriebswirtschaftlichen Sinn, sondern Verwaltungsaufwand – im Lean-Jargon: Verschwendung. Besonders heikel ist die Personalpolitik: Immer öfter wirbt die Stadt gute Leute direkt aus den lokalen Redaktionen ab.
- Michael Paßon, früher Redaktionsleiter der Westdeutschen Zeitung in Krefeld, arbeitet heute als Leiter Unternehmenskommunikation bei den Stadtwerken Krefeld (SWK, 100% städtisch). In seiner Zeit als Journalist hatte er kritisch hingeschaut – und beispielsweise einen unvollständigen Lebenslauf des amtierenden Oberbürgermeisters Frank Meyer offengelegt (→ Artikel vom 2.12.2016 in der WZ).
- Ann-Katrin Roscheck, die zuvor für lokale Magazine wie Crevelt schrieb, ist heute ebenfalls in der städtischen Öffentlichkeitsarbeit tätig (Porträt auf Crevelt.de).


Das Problem: Die gleichen Fähigkeiten, die in einem Medienhaus wertschöpfend sind, werden in der Verwaltung zu reiner Selbstdarstellung. Statt Kontrolle und Transparenz zu stärken, verlagert sich kritische Beobachtung in Richtung Imagepflege. Für die Gesellschaft ist das ein gefährlicher Tausch.
Die Rolle von Lean-Management
Lean-Management – ob im Medienhaus oder in der Kommune – deckt Verschwendung auf.
- In Medienhäusern bedeutet das: Zeitfresser eliminieren, Schattenprozesse vermeiden und Ressourcen so freimachen, dass wieder mehr echte Redaktionsleistung möglich wird.
- In der Kommune bedeutet es: Kommunikationsapparate auf ihren Sinn überprüfen. Statt immer mehr Öffentlichkeitsarbeiter einzustellen, sollte Verwaltung effizienter und bürgernäher werden.


Mein Anspruch
Ich sehe mich als Helfer der Medienhäuser – mit Lean-Methoden, die Ressourcen für wertvollen Journalismus schaffen. Und zugleich als aufmerksamer Beobachter in der Kommunalpolitik – einer, der genau hinschaut und unbequeme Fragen stellt.
Lean wirkt.
Im Medienhaus.
In der Kommune.
Für unsere Demokratie.
Liebe Grüße,
Ihr
Mark Jopp